30 Juni 2011

Der Prozess

Jeder weiß und spürt, dass die Reichen immer reicher und die Armen immer ärmer werden. Bei Anne Will verkündet ein als "Mister Dax" geadelter Experte: "Das Wirtschaftssystem ist darauf angelegt, das Kapital zu stärken. Das ging immer so lange und so weit, bis Menschen dies nicht mehr ertrugen und das System stürzten."



Der Autor kämpft vor dem Landgericht Stuttgart für sein Recht, für das Recht.

Seit der Finanzkrise und dem Milliarden-Transfer an Griechenland spricht sich immer weiter herum, dass die mächtigen Eliten ihre Gewinne privatisieren und ihre Verluste sozialisieren. So simple: Der Steuerzahler zahlt die Zeche.

Kleine Gauner rennen den Großen nach und bleiben doch auf der Strecke. Wer den Titel anklickt, kommt zur Leidensliste mit meinem als "neu" verkauftem Wohnmobil. Seit der Zulassung am 19. Januar 2010 geht mein nervenaufreibender Kampf darum, dass mich der Verkäufer entschädigt. Der Gutachter brauchte etwa ein halbes Jahr, um seine Arbeit vorzulegen.



VW schreibt dem Gutachter am 18.10.2010, was der Hersteller von meinem Fahrzeug hält.

Die Richterin, eine faszinierende junge Frau, erkennt in diesem Vorserienmodell auch kein Neufahrzeug. Der Verkäufer hat mich als unbedarften Kunden zwar mit dem getürkten Typenschild im Motorraum, den drei Jahren bis zum nächstem TÜV, 200 Kilometer auf der Uhr, den in Plastikplanen geschütztem Fußraum sowie seiner Anzeige "Neufahrzeug" täuschen können. Die Richterin glaubt das nicht.




Der Eintrag im billig gebastelten Typenschild gibt als "Bauj. 2009" vor.

Allerdings ist dieses Schild wenige Cent wert, nachträglich geprägt und eingenietet, also wertlos. Potemkische Dörfer eines begnadeten Verkäufers. Die Verhandlung in Stuttgart bei 30 Grad Sommerhitze zog sich hin. Der Richterin wurde heiß unter ihrer Robe. Sie zog sich die schwarze Kutte aus. Eine strahlende Blondine in weißer kurzärmliger Bluse legt aufatmend ihre Arme zurück. Im rot geblümten Sommerkleid bezaubert sie ihr Publikum. Doch streng fragt sie den Verkäufer: "Sind Sie mit einem Vergleich von 6000 Euro einverstanden?" Der Beklagte poltert: "Niemals! Dann mache ich eher einen Offenbarungseid." Theatralisch unterstreicht er mit erhobener Schwurhand seine Worte.

Mein Anwalt, ein gediegener Herr, ein Jahr älter als ich, beugt sich zu mir mit maliziös lächelnder Miene: "Dann kriegen Sie garnichts." Die Richterin lässt Gnade vor Recht ergehen und fragt den Beklagten: "Wieviel können Sie denn zahlen?" Der zischt zurück: "3000! Allerhöchstens! Und auch das nur in Raten." Mild einfühlend bohrt die Richterin weiter: "Und ab wann wollen Sie zahlen?" Das beruhigt den Verkäufer ein wenig: "Ab August." Die Richterin diktiert ihr Urteil dem Gerät in ihrer Hand: "Der Beklagte zahlt August, September und Oktober jeweils Raten von 1000 Euro. Ist er fünf Tage mit seinen Raten in Verzug wird die Summe sofort fällig."

Mein großer Bruder, solvent, solide und souverän, hat mich zum Gericht begleitet, mich beim Prozess nervlich gestützt und der Verhandlung zugehört. Er fragt anschließend meinen Anwalt: "Wenn er dann aber doch zuvor einen Offenbarungseid ablegt, dann wird er wohl trotzdem nichts bezahlen." Der Anwalt versichert uns: "Nein, wer sich auf einen Vergleich einlässt, muss auch zahlen. Andernfalls wäre das Betrug."

Nun träumen sich meine Wünsche, wie wohl vielen im Rentner Paradies, und mir schon seit Mai in die große, weite Urlaubsfahrt. Aber erstmal musste der Prozess abgeschlossen sein. Mit Erleichterung liegt nun das graue Gerichtsgebäude hinter mir. Die Träume der Rentnerelite sollen sich endlich verwirklichen!



Noch im Job träumte mir hier im Mai auf der Auerdult der Reisetraum der Rentnerelite in Renters Paradies.

Doch auch diese kleine Reise in den Stuttgarter Hitzekessel endet schon nach einer Nacht mit dem Prozesstag am 28. Juni 2011. Immerhin stellt sich mir der umkämpfte Stuttgarter Bahnhof noch in seiner ganzen überirdischen Pracht vor.




"Ein´ Feste Burg ist unser Bahnhof!"

Das Bauwerk klingt wie ein feierlicher Choral für mich und überzeugt mich von der Parole: "Oben bleiben!" Vier Milliarden will das Kapital von Steuerzahlern und Bahnfahrern einkassieren für profitable Beton-Gigantomanie, doch Toilettenanlagen werden eingespart oder privat an Investoren wie McPiss verkauft. Es stinkt zum Himmel!

Leider kann ich den Sieg vor Gericht nicht mit einer kleinen Rundreise durch die sonnigen Lande mehr genießen. Endlich hat die Frau daheim begriffen, dass es nicht reicht den Kühlwasserverlust durch ständiges Auffüllen zu kompensieren. Ein verständiger Mechaniker hat einfach den Deckel vom Öleinfüllstutzen geöffnet. So hat sie gesehen, dass das Motoröl sich mit Wasserschaum geschmückt hatte. Diese Demonstration hat sie mehr als meine Wörtchen überzeugt, dass der Wagen endlich! endlich! in Reparatur muss. Sie ist ein herrliches Weib! Aber aaach, sie kann schlecht hören - auf mich jedenfalls.

Ohne dass sie mir ihren Erkenntnissprozess am Telefon im Einzelnen zu erklärt, alamiert mich ihr Tonfall, sofort von Stuttgart zurück nach München zu reisen. Jetzt wollten wir ihr Auto nicht einmal mehr zur Werkstatt fahren. Also kam der Abschleppdienst. Der Fahrer nimmt mit sichtlichem Stolz über den nagelneuen Iveco ihre arme, alte "Seekuh", den VW-T-5, Huckepack.



"Die Seekuh" meiner Liebsten muss huckepack zur Werkstatt getragen werden - am Tag nach meinem Prozess.

15 Juni 2011

Freiheit im 5-Seen-Land

Nach acht Tagen daheim schreckte mich schon ein Alptraum auf: Die Firma meinte, dass ich noch bis September weiter arbeiten müsse! Die Frau kam müde von der Arbeit und moserte: "Musst Du Deine Schuhe immer dorthin stellen, wo meine stehen?" Da war mir klar: Es wird wieder Zeit! Auf! Auf! Auf in die Wälder!

428 Kilometer 11,38 Liter/100 km entspricht Rentner-Ruhe:-)



München ist schön, wunderschön. Du findest dort wohl alles, was das Herz begehrt. Aber eine kurze Autostunde auf der BAB Richtung Garmisch begeistert das bayerische Oberland. Im sprichwörtlichen blau-weißen Himmel schwimmen anfangs Wolken, die sich später auftürmen. Vielleicht entladen diese dann dicken, grauen Wolken ihre nasse Fracht als Gewitter.

Das Thema - meint mein Freund - ist verfehlt. Es müsste besser lauten "Freiheit ab dem 5-Seen-Land". Denn dann liegt München mit der Dauer-Stau-Baustelle Mittlerer Ring mit dem Luise Kisselbach-Platz hinter mir, die Autobahn Garmisch führt mich näher und näher an die geliebten "Großen Berge". Dort lebt das Innere Kind ebenso auf wie das Tier in mir.

Doch nun soll mein Freund die Fakten erinnern: "Die Bezeichnung 5-Seen-Land bezieht sich auf Starnberger See, Ammersee, Wörth-, Pilsen- und Weßlinger See.

Ansonsten wäre 5 etwas wenig. Denn da sind ferner Maisinger See, Ostersee(n), Staffelsee, Riegsee, Kochel- und Walchensee, Sylvensteinsee, Kirchsee, Tegernsee, Schliersee, Spitzingsee, Seehamer See, um nur mal einige südlich von München zu nennen. Von den zahllosen kleinen Seen und Weihern wie z.B. Deiniger Weiher, Thanninger Weiher, Ascholdinger Weiher, Ickinger Stausee, Bibisee, Hackensee ganz zu schweigen, um ein paar dieser zahllosen Weiher und Kleinseen zu nennen, die häufig dadurch entstanden sind, daß ein Bach aufgestaut wurde. Der berühmte Eibsee darf natürlich nicht fehlen.

Mehr im Westen finden sich der Forggensee und zahlreiche weitere Lechstauseen und der Alpsee mit dem Schloß Hohenschwangau und Linderhof. Mehr im Osten der Chiemsee und diverse weitere Seen in dem Gebiet. Im benachbarten Österreich geht es gleich weiter mit Seen, mit dem malerischen Plansee z.B. oder dem beeindruckenden Achensee, bei dem allerdings die österreichische Fremdenverkehrsfolklore zum Teil groteske Blüten treibt."


Zurück zu meiner Freiheit also ab dem 5-Seen-Land: Erstmal ist es noch heiß, jedenfalls zu heiß, um weit zu fahren. In Schlehdorf, einem alten Fischernest am Kochelsee mit Kloster, ladet der Holzplatz direkt am See zur Pause. Das Wasser ist noch vielmals kälter als in den Münchener Seen, die wie eine Perlenkette sich um den dicken Bauch der Stadt schmiegen: Feringasee, Heimstetter See, Unterföhringer-, Unterschleißheimer-, Feldmochinger-See, Ruderregattastrecken-See. Schon dort finden viele Menschen Erholung.


Wer die Einsamkeit mag, verlässt die umtriebige Stadt. Am Kochelsee mischt sich in das Pfeifen der Vögel das gleichtönige Tuckern von ackernden Diesel-Treckern. Kuh- und Kirchenglocken klingen in dem Idyll. Doch die Stille bleibt so beschaulich, dass die klappernden Tasten wie das leichte Surren des Kühlschrank-Ventilators nicht verborgen bleiben. Der Sommer fängt an. Der Mais steht schon kniehoch. Die Seerosen auf dem Kochelsee leuchten wie in Signalfarbe. Die Baum bestanden Hänge und Hügel varieren das Grün in vielfältigen Tönen. Ein paar Fliegen zur Gesellschaft weichen den fangenden Fingern geschickt aus. Schmetterlinge fliegen wohl niemals in den Bus. Diese Stunden Landleben nannte man früher "Sommerfrische". Die bringt Abstand zum Zeitgeschehen.


Der SPIEGEL würdigt das "70jährige Jubiläum" Hitlers Krieg gegen Stalin mit dem Titel: "Bruder Todfeind". Die DVD mit einem Film zum Thema ist sehenswert. Harald Welzer, der in seinem Buch "Klimakriege" schon erschreckend einleuchtend aufweist, "wofür im 21. Jahrhunder getötet wird", weiß mit ähnlich schrecklich einleuchtenden Argumenten, wie Hitler mit seinen Generälen und diese mit ihren Offizieren, die Mannschaften und Menschen in diesen Mordmechanismus zwangsläufig getrieben haben. Die friedliche Sommerlandschaft nimmt der Lektüre den in uns schlummernden Schrecken, sich allzu schnell in menschliche Mordmaschinen zu wandeln. Gottlob halten uns hierzulande derzeit zivilisatorische Zwängen im Zaum, obgleich schon Hunderte, wenn nicht tausende Bootflüchtlinge auf dem Mittelmeer daher ertrinken, weil die Festung Europa kaum Platz genug hat für das Elend in den eigenen Mauern.




Der Walchensee ist der schönste See für mich. Das grüne Wasser bleibt immer das Kälteste und Sauberste aller Seen. Das Wetter stürzt sehr schnell um. Eilig geht es dann zurück zum Auto: Regenschauer peitschen über das Dach und die dann schleunigst geschlossenen Luken. Die Sonnenmarkise sollte man zuvor einziehen. Anderfalls schleudern sie Windböen gegen das Auto.



Seit diesem Bild sind nun bald 15 Jahre vergangen. Mein Körper war dünner und drahtiger. Der VW-Bus in aller Bescheidenheit das Fahrzeug für den Weihnachtsmarkt meiner Frau war unser erstes Wohnmobil. In dem Boot sind wir auch über den Walchensee gepaddelt. Die Wolken waren schon dunkel. Der Wind beißend. Dann blinkten die gelben Sturmwarnlampen. Wir mussten aus der Richtung Einsiedl zurück zum Parkplatz in Richtung Urfeld. Der Wind peitschte uns Regen und Wellen entgegen. Meine Frau Mimamai wollte schon verzagen und aufgeben. Doch wir haben es doch noch zurück ins Auto geschafft. Nass zogen wir das Boot und uns in den Wagen. Wir fielen erschöpft im Auto übereinander und wärmten uns wie wilde Tiere. Die Fenster im Wagen waren sofort beschlagen. Glücklich und erschöpft fanden wir in kurzem Schlaf zurück zu unserer Kraft.

Heute hingegen: Mein gegen Sonne überempfindlicher Kopf hat die gestrige Hitze nicht heil überstanden. Wieder einer dieser fürchterlichen Sonnenstiche, der Zweite dies Jahr, der mir den Magen umdreht. Den Tag ständig im Schatten verdöst. Erst am Abend lassen die Kopfweh nach - endlich. Thomas Bernhard als Hörbuch unterhält mich mit seinem Ekel an sich und den Menschen. Sein Stück heißt "Beton".

Der Euro wackelt. Griechenland braucht die nächsten 100 Milliarden. Was, wenn nicht? Das Geld wird im Lande nach meiner mehr auf Mystik denn auf Fakten basierten Meinung, das Geld wird im Lande nicht so schnell knapp. Das Geld steht für mich synonym mit Gütern, die wir zum Leben hier brauchen. "Die Renten sind sicher." Und sei es auf dem Niveau öffentlicher Suppenküchen. Bislang wurden selbst Bettler im Land fett. Wer sein Leben auf kleiner Finanzflamme von der sozialen Seinsfürsorge fristet, sollte sich nicht mit billigen Verführungen wie Junk-Food, Alkohol, Medikamenten und sonstigen Drogen vergiften. Es ist erwiesen: Das "Prekariat", wer sich sozial zu der Schicht rechnen lassen muss, diese armen Menschen sterben zehn, zwanzig Jahre früher als Menschen der ernährungs- und gesundheitsbewußten "höheren Schichten".

Längst haben Medien, Junk-Food und unverantwortlich billige Drogen, vornehmlich Alkohol, die Funktion sozialer Seditativa übernommen. Zahllose Arbeitslose und Arbeitsunwillige in Reservaten und Ghettos zerstören sich und andere. Wie exponierte Trendsetter des Jet-Sets auf allen Kanälen und Bilderbogen-Medien die Gier nach Immer-Mehr anheizen, so fliegt der "Kleine Mann" nach "Ballermann", sich "voll die Kante zu geben." Wer kein Geld für Fernflüge hat, fliegt mit Schnaps aus dem Discounter vor dem Flachbildschirm ab.

Da sind selbst noch Übungssysteme von hergebrachten oder New-Age-Religionen noch heilsamer, um das selbstzerstörerische Potential von Gewalt, Gier und Genusssucht einzudämmen.

Wo die Chancen auf ein reicheres Leben für Millionen junger Menschen gänzlich desolat werden, rebellieren diese gegen die betonierten Machtstrukturen jahrzehntlanger Ausbeutung und Unterdrückung. Blut fließt auf den Straßen. Die Waffenverkäufer gewinnen daran. Der Gewinn des kollektiven Killings subventioniert hier im Land die Preise.

Das Gewitter über meinem Lieblingsstellplatz in Einsiedl am Walchensee wirft zuckende Blitze über die im Dämmern sich schaukelnden Fichten. Wer jetzt im Zelt sitzt, hat härtere Zeit.

Mir ist vollkommen schleierhaft, wie, wer oder was die beklagenswerten Verhältnisse sich ändern. Die Kunst radikalisiert sich seit Jahrzehnten. Selbst Udo Jürgens singt auf seine alten Tage im öffentlichen Rundfunk von unhaltbaren Verhältnissen. Kabarett, Komödianten lassen ihr Publikum über Zustände lachen, die zum Heulen sind.

Der Höhepunkt meiner einsamen Stunden sind die Anrufe meiner lieben Frau. Sie bietet mir den Ruhe-, Kraft- und Ankerpol in meinem Leben. Ihre Arbeitstage bewältigt sie klaglos, gerade wenn meine Hilfe daheim ihr fehlt.

Wen genug Geld trägt, der trägt daran, sein Alter zu tragen. Wer keine Schwierigkeiten mit Geld hat, bekommt mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit Schwierigkeiten mit seinem Körper. Denn dessen Ressourcen sind endlich. Wer nach dem Prinzip Dagobert lebt, stirbt mit dem Motto: "Spare bis zur Bahre!" Der billig spottende Reim vergisst leider nur, dass alle Dinge bei einer explodierenden Bevölkerung mittlerweile nur noch rationiert verteilt werden würden, wenn wir denn gerechter wirtschaften würden.

Nur ist das eben nicht der Fall. Wir leben kollektiv im Lande wie auf einer luxuriösen Insel, derweil in den Fluten des Elends weltweit Millionen verderben und sterben. Kein Mensch wird es ändern: Der Tod schafft Platz für das Leben. Der Mensch kann nicht wählen, weil das Schicksal bestimmt. Die Qual der Wahl: Mörder oder Märtyrer.



Diesen Freitag, den 17. Juni 2011, bestimmt mir das Schicksal einen wunderbaren Radausflug rund um den Walchensee.

13 Juni 2011

Old Railway Locomotive

Ananda Sunkappally still works in his esoteric spirituel service.



Retired from my job there is not much to do anymore. These last things to be done should be done with fun. Quarrels are fading away, far, far away.



Our good friend ananda sunkanpally (aghorabhairav) helped me several years with excellent entertainment. The time has come to delete Anand's excellent entertainment from my web-sites.




Like this old railroad engine only drives around for last passengers, my fingers still move to send a nice "Good Bye" to good cyber friends like Ananda down under.

Even these little last lines are felt already as much too much. Thanks for staying together such a long time in our joyful cyber meetings.

Yours Erhard, n0by

07 Juni 2011

Hochzeitreise - ganz allein

Komische Hochzeitreise: Ganz allein geht meine Reise nach der Hochzeit los. Ein Termin für den "Weißen Wal" in Bad Rappenau steht an. Meine rollende Tonne erhält eine Markise, unter der ich meinen überempfindlichen Kopf schützen kann.

30. Mai bis 06-06: 1290 Kilometer, 215,65 litre, 16,71 litre/100 Kilometer: Der ungeheur hohe Verbrauch ist mir unerklärlich.





Wie dieser einsame, meist schweigsame Esel verbringe ich meine Tage und Nächte damit, nach Futter und Frauen Ausschau zu halten. Doch diese wunderbaren Geschöpfe beunruhigen mich kaum mehr. Mit den Jahren werden andere Abenteuer wichtiger.



Deutschland ist so unglaublich schön, wenn Friede herrscht, die Sonne im Frühling scheint und man nicht arbeiten muss. Manche Gebäude in alten Dörfchen sind mehr als 1000 Jahre alt. Die blutige Geschichte von Kämpfen, Kriegen, Mord und Totschlag ist zwar überall noch zu fühlen. Aber es gibt keinen Grund im Moment, mich darüber noch groß zu aufzuregen. Ohnehin ändert doch kein Mensch irgendwas an den Fakten.



Bad Wimpfen - nur ein Beispiel auf meinem Weg - ist eine dieser über 1000 Jahr alten kleinen Stadt. In der malerischen Landschaften am Ufer des Neckars erscheint der Ort wie ein Juwel. Mit meinem Fahrrad komme ich als erstes in Bad Wimpfen bei einem Kriegerdenkmal vorbei. Schon wieder gibt es diese ersten Impressionen über die Kriege 1870/71, 1914/18 and 1939/45.



Doch wer kümmert sich schon über längst vergangene Kriege, der in Glück und Sonnenschein reist? Der Wanderer freut sich doch an Brot und Bier!



Beinahe vor 1000 Jahren lebte der Deutsche Kaiser Barbarossa in Bad Wimpfen. In den alten Zeiten haben die Menschen den Turm gebaut, der das Wahrzeichen von Bad Wimpfen wurde. Von dort aus hast Du einen herrlichen Blick über das blühende Land und den Neckar.



Und noch eindrucksvoller als die Landschaft sind die bunten, kleinen Häuser zu empfinden. Auf dem Turm verkauft mir der Türmer ein Buch: "Das Kräuterweible von Bad Wimpfen". Ein Priester hat das Buch im 18. Jahrhundert geschrieben und damit damals einen Bestseller. Und wieder handelt das Buch von einem Krieg, dem 30jährigen Krieg von 1618 bis 1648. Bad Wimpfen wurde in jenen Kriegswirren zerstört. Doch 2011 erstrahlt Bad Wimpfen schöner als eh und je.





Die Sonne durchstrahlt die Kirchenfenster in Bad Wimpfen. Klassiche Musik, Kunst, Kultur, Literatur dieser alten Zeit ist weit verbreitet - auch wenn neue Medien gnadenlos um das rare Gut Aufmerksamkeit konkurrieren. Dennoch werden kulturelle Schätze gehegt und gepflegt. Denn auch in dieser alten Tradition von Kunst und Handwerk arbeiten die Menschen bis heute an Produkten in bemerkenswerter Qualität.



Als ich von meinem Ausflug zum WoMo-Stellplatz zurück radele, ist der Platz voll gepackt mit rollenden Häusern. Denn Donnerstag ist Feiertag, also genießen die Menschen mit dem Brückentag ein langes Wochenende. Doch es gibt noch genug Menschen, die auch am Freitag arbeiten.

Denn wieder gibt es Schwierigkeiten mit meinem Auto. Denn diese Mobil ist nicht für den täglichen Gebrauch sondern nur als Vorführmodell gebaut. Das VW-Werk hat das Auto vermutlich einfach als Einzelkabine mit Fahrgestell weitergegeben und dabei gehofft, dass der Hersteller Seitz viele, viele VW Crafter zum Wohnmobil umbaut. Die Rechnung ist nicht aufgegangen, weil der teure Aufbau auf dem noch teueren Mercedes-Sprinter entstand.

Fakt: Mein Wohnmobil war nicht für den Verkauf gebaut. Aber jeden Morgen steht immer irgendwo ein Blödmann auf, der den Mist kauft. Teuere Erfahrung lehrt mich, dass die Probleme mit meinem Auto nicht enden.





Interessante Gegend in Neckarsulm mit dieser großartigen Werkstatt für VW-Nutzfahrzeuge: Gerade um die Ecke erzeugt ein Kernkraftwerk Strom. Das atomare Feuer kühlen die Ingenieure mit Wasser aus dem Neckar.



Wieder nur eine halbe Stunde weiter gefahren, steht mein WoMo unter dieser riesigen Maschine.



Dies berühmte Technik-Museum stellt Autos, Panzer und Flugzeuge, Motorräder, mechanische Musikautomaten und vieles mehr aus. Zwei Überschall-Passagier-Flugzeuge bereichern die Ausstellung: Die russische Tupolov und die französische Concorde.

Es ist schon ein eigenartiges Gefühl: Die meisten Fahrzeuge meiner Jugendzeit, der Zündapp-Bella-Motorroller, auf dem ich meinen Führerschein gemacht habe, der Heinkel-Tourist, auf dem ich mit meiner ersten Ehefrau 1972 nach Marokko gefahren bin, all das und mehr steht mittlerweile im Museum. Wie alt ich geworden bin!



Tja, da steht so ein alter Heinkel, wie mein Modell aus dem Jahr 1959. Es hat mir jemand geschenkt, zwei Batterien in dem Fahrzeug musste ich kaufen. Dann fuhr die Maschine einmal Marokko hin und zurück mit Frau und viel Gepäck. Am Ende der Reise habe ich das Fahrzeug einem Freund geschenkt. Und die erste Ehefrau wanderte auch bald weiter nach dieser Fahrt.

Meine dritte Frau arbeitet daheim, während mich mein Weißer Wal durch die Welt schaukelt. Gerade ruft sie mal wieder an und fragt: "Bist Du auch mein Lieber Mann?" "Yes, sure I am", antworte ich vom Neckar, wo ich in sommerliche Hitze schreibe und schwitze.



Diese NSU Quickly ist eine andere Erinnerung an meine Schulzeit. Wir spielten "wilde Burschen auf Mopeds" mit Gier nach Girls, in die wir kaum rein kamen. So haben wir meistens wie die Berserker masturbiert. Doch in dem Museum-Moped ist eine Weide eingewachsen. Kaum glaublich: beinahe fünf Jahrzehnte sind seitdem vergangen. So lang sind die Zeiten vorbei, als mich die Mädchen verrückt gemacht hatten.



Wundersame Objekte sind im Technischen Museum Sinsheim zu bewundern. Doch mein Bericht von diesem Ort endet mit einem Ausblick auf das Überschall-Flugzeug Concorde. Wie die "Titanic" endete auch dies technische Wunderwerk im Untergang. Das erinnert wiederum an Atomkraftwerke. Saudi Arabien will gleich mehrere davon bauen. Je schlimmer Diktatoren wüten, umso mörderische Technik lassen sie bauen.

Ein großer Teil des Museum in Sinsheim zeigt Kriegsmaschinen wie Panzer und Allrad getriebene Geländefahrzeuge. Adolf Hitler ließ sich in diesem speziellen Mercedes mit zwei angetriebenen Hinterachsen durch Wiesen und Wäldcher chauffieren.




Es reicht! Nebenbei nur unnöti erwähnt: Dieser Irre endete mit Millionen andern im Land in einem Untergang wie dem der Titanic, dem der Concorde oder dem von Tschernobyl. Deshalb reicht mir Sinsheim.

Von diesem überlaufenen Platz erhole ich mich auf meiner Reise wiederum am Neckar. Wald-Camping am Ufer des Neckars gibt mir meine Ruhe zurück. Aus dem Fenster über meinem Bett sehe ich den Fluß, auf dem Schiffe ruhig vorbei schieben. Es entspannt dieser Platz.

Es ist ein großes Glüc, diese Geschichten mit anderen zu teilen. Herzlichen Dank.



Den letzten Tag meiner einsamen Hochzeitsreise verbringe ich in Bad Urach. Immer wieder haben mir diese wunderbaren Thermalbäder geholfen, mich auf Reisen und während meiner Arbeit zu erholen. Über dem WoMo-Stellplatz thront ein Hügel mit einer uralten Burg, die vor mehr als 1000 Jahren gebaut wurde.




Nicht weit von der Burg bezaubert die Menschen ein wundervoller Wasserfall. Aber niemand badet darin.




Die Sonne brennt auf das Auto. Unter der neuen Markise ist es drei, vier Grad kühler als im Auto, aber immer noch zu heiß. Der Schlaf übermannt mich im Schatten der Markise. Laut trommelnder Regen reißt mich aus meinem Schlummer.

Schnell schließe ich die drei Dachluken, die drei Ausstellfenster, die Seiten- und Hecktür. Doch der prasselnde Regen soll mich nicht daran hindern, meine Geschichte unter dem neuen Schutz zu Ende zu schreiben.



Das Wasser fließt in Strömen von der Markise. Endlich fällt die Temperatur im Auto unter 30 Grad. Aber es ist mir fast noch zu heiß, um frei zu atmen. Mit meinem Bild als "Höhlen-Geist" grüße ich alle . :-)




Mit einem letzten Ausblick der uralten Burg "Hohen-Urach" endet meine Geschichte auf dem Parkplatz für Wohnmobile.

03 Juni 2011

Lonely Honeymoon

Strange honeymoon - travelling all alone after our marriage on Monday towards Bad Rappenau. Some work has to be done for my "White Whale", my motor home.

05-30 -> 06-06: 1290 Kilometer, 215,65 litre, 16,71 litre/100 Kilometer




Like this lonely donkey my days and nights pass in silence looking for food and females. These marvellous creatures don't bother me much anymore. Old age is coming with other adventures.



Germany is so beautiful, when there is peace and the sun shines in spring. Some buildings in ancient villages are more than 1000 years old. The bloody history of fights, wars and murder is felt everywhere. But there is no need to get emotional anymore about these facts, nobody ever changes.



Bad Wimpfen - for example - is one of these 1000 years old little towns. In a pittoresque country at the side of the river Neckar this town looks like a jewel. Travelling by bike the first impression gives Bad Wimpfen with a war memorial from the wars 1870/71, 1914/18 and 1939/45.



Who cares about old wars, when you travel in happiness and sunshine? It's better to enjoy bread and beer!



Nearly 1000 years ago German Emperor Barbarossa lived in Bad Wimpfen. In this age people build the tower, from where you have a marvellous view all over the flowering country and the river Neckar.



But ever more impressive look these old little houses. On the tower a book is solded: "The Herbage Women of Bad Wimpfen" (Das Kräuterweible von Bad Wimpfen). A priest wrote this book in the last century. Again the subject is war, thirty years of war from 1618 to 1648. Bad Wimpfen was destroyed in those decades of wars. But 2011 Bad Wimpfen is more beautiful than ever.





The sun enlightenes the windows in the church of Bad Wimpfen. The classical music of these old times is played in the radio. All these cultural treasures are kept alive. In this old tradition of art and handicraft still in these days people work hard for products in admirable quality.




Coming back from my bike excursion the place for motor homes is packed. Thursday is a holyday. So people enjoy a long week end. But there are enough people, who work on Friday. Problems again with my motor home are not found so easy. My motor home is not built for use but for demonstration only. The VW factory gave this car for free and had the hope, to sell more motor homes on the basis of the VW Crafter. So my motor home was never constructed for sale. But there is always one idiot, who buys garbage. So the problems with my motor home never end.





Just in this industrial area an Atomic Plant produces energy. They cool the fire with water of the river Neckar.



Half hour drive on the high way my motor home stands in the shadow of a huge working machin.



This is the famous technical Museum with cars and aeroplanes. There are two supersonic aircrafts: The Russian Tupolov and the French Concorde. It is a strange feeling: Most cars of my young years, the scooter, on which I learned to drive and an other scooter, on which my first wife with me drove 1972 to Marocca are in the Museum. That's the way to feel old, when these vehicles are in Museum now.



Exactly on a scooter like this I drove with my first wife 1972 to Marocco. I got this scooter for free, bought two batteries, and had no problem all the long way. At the end I gave the scooter another guy for free. My first wife soon left me after this voyage. My third wife works at home. She just called me to ask: "Are you my lovely husband?" "Yes, sure I am", is my answer here at the river Neckar, where I write and listen to the birds.



This is another memory of my young age: NSU Quickly. We played "wild boys on moped" hungry for the girls but not getting into them. So we had to masturbate like berserks. In this moped a willow tree was growing. It is hard to believe: but nearly five decades passed from those days, where the girls drove me crazy.



There are so many miracles in the Technical Museum Sinsheim. So my reports of this place ends with a glimpse on the French Supersonic aircraft Concorde. Like the "Titanic" this airoplane crashed in disaster. That reminds on Atomic Plants. Saudi Arabia plans to build several of these Atomic Plants. Dictators need the most murderous technology.

A big part of the Museum in Sinsheim shows martial machins: tanks and four wheel trucks for fights. Adolf Hitler had a special Mercedes for open country without roads.




But enough is enough! BTW: This guy ended with millions others in our country in a similar disaster like Titanic, like the Concorde, like Tschernobyl. Therefore enough of Sinsheim.

My voyage continues after this exciting crowded place to the river Neckar again. A Forest Camping place by the side of river gives me a break. From my window in my bed I see the river and ships pass by. How relaxing. What luck to share with you, to tell my story in the peaceful evening. Thank you.



The last day of my lonely honeymoon journey I spend in Bad Urach. Again one of these wonderful thermal bathes helps me to recover from my years in the job. On a hill above the parking place for motor homes is an hold castle. These walls root in the year 1000.




Nearby is another attraction: a wonderful waterfall. But nobody takes there a bath.




The sun burns on the car. Under the new marquee there is a bit colder. Sitting there sleep comes slowly. Rain wakes me up. But this doesn't hinder to write in rain and thunderstorm under the shelter of my new roof.



The water falls at the edge of the marquee. But my fingers keep on filling this blog with memories of my honey-moon voyage. Finally the temperature in the car falls below 30 degrees Celsius. But this still is too hot to breath. As "Cavern-Ghost" all my greetings to myself and everyone. :-)




Now it's time to finish this endless story. Here is a last look from the ancient castle "Hohen-Urach" on the parking place for my motor home, the fabulous "White Wale".