19 Februar 2013

Winterreise 2013 - Lyon

Wieder zieht es mich fort, fort in die Ferne. Der gemütliche Schreibtisch, das Fernsehen, meine  geliebte Frau, die Ruhe, die Sauna, die schöne Stadt München all das zählt immer weniger. Es zieht mich hinaus, hinaus in die Ferne!


Eine Woche vor der Abfahrt: Die drei Computer sind mit drei Generation von Windows, also mit XP, Vista und Windows 7 bespielt. Meine Frau braucht daheim die Skype-Verbindung auf dem Laptop zu dem Notebook dahinter, was hier auf  der Reise meine Kommunikation- und Datenbasis liefert. Wem gottloses Geraune gefällt, ist herzlich eingeladen, mit uns zu reisen.



Über diese meine Lieblingsbrücke gehen wir oft spazieren. Sonnenschein im Winter macht den Spaziergang in klirrender Kälte zu einem Vergnügen.

Dennoch hält es mich nicht daheim. Die Nachrichten sind auf die Dauer nicht zu ertragen. Doch was wäre das Leben eintönig, wenn nicht die Nachrichten von den Kriegs- und Krisenberichten uns täglich unterhalten, schrecken, schocken und aufhetzen? Krieg in Mali, Papst tritt zurück, Atombomben-Versuch in Nordkorea, Spannungen im Chinesisch-Japanischen Grenzgebieten, und immer wieder blutige Unruhen in Israel, im Iran, in Syrien, Ägypten, Tunesien und Palästina.


Es geht mir "Sakrisch Guat" in München, daheim in der Nähe der Isar, des Englischen Gartens mit seinem verzweigten Bachsystem, meine gemütlichen Wohnung und vor allem....

... meiner herzgeliebten kleinen Frau, meiner Stephanie oder Mimamai.

Dennoch: Es zieht mich wieder hinaus in die Kälte, die Fremde, das Ungewisse: Valentinstag, der 14. Februar 2013. Vor 65 Jahren haben die Ärzte mich per Kaiserschnitt morgens um 9.30 Uhr als Acht-Monat-Kind  entbunden. 65 Jahre später, auf den Tag genau, zieht mich die Reiselust fort aus der Brut- und Nestwärme meiner Liebsten, der allerliebsten Mimamai. Ein schöner, sonniger Reisetag bringt mich bis zum Abend nach Bad Dürrheim. Das Luxus-Bad Solemar kredenzt mir als Geburtstagsgeschenk noch freien Eintritt zu Bad und Sauna.


Geburtstagsfeier auf der Straße: Die Landstraßen führen um Ulm, durch Ulm und Ulm herum in Richtung Westen.

Die Weiterfahrt im Morgengrauen geht durch den verschneiten Schwarzwald. Die Temperatur am Titisee sinkt auf Minus fünf Grad, in Freiburg liegt sie am Gefrierpunkt. Der taumelnde Schnee seift die Straßen in matschige Pampe. Doch die Nacht im Kurort Bad Dürrheim war erholsam. Die Nerven sind gestärkt. Mit einer neuen 11-kg-Gasflasche und einem vollen Tank geht die Reise nun nach Frankreich. Ziel zur Nacht ist Besancon, ein Weltkulturerbe.


Mein neuer Reisekamerad trifft mich verabredungsgemäß auf dem Parkplatz vor der Citadelle Besancon. Adolf fährt den grünen Sprinter, 5,60 lang, ein selbst ausgebauten Kastenwagen mit Sperrdifferential, Schwingsitzen und der 156 PS starken sechs Zylinder Diesel-LKW-Maschine. Sein 10jähriger Diesel-Daimler hat mittlerweile 200.000 Kilometer auf der Uhr.


Militaristischer Protz von Ludwig, dem XIV: Die Citadelle über Besancon. Die Festung dieser Garnison wirkt im winterlichen Schnee etwa so einladend, wie man sich das heutige US-Folterlager in Guantamo vorstellen mag.


Der Samstag verwöhnt uns zum zweiten Frühstück sogar mit Sonne. Der Marktplatz von Arbois bezaubert uns mit einer romantischen Kleinstadt-Szene. Wir genießen unser erstes Baguette, reich mit Mehl bestäubt.


Wir treffen den ersten Marokko-Heimkehrer, braun und bärtig, im alten 911er. Er will natürlich als Erstes wissen, wie kalt es denn noch wäre daheim.



Die Kirchenfenster der uralten Kirche funkeln in der Sonne, ein Brunnen, ein glasklarer Fluß, Flair de la France, viele kleine Weinläden bezaubern uns in Arbois.



Die Atmosphäre der alten Kirche in Arbois im gemauerten Gewölbe beeindruckt selbst eingeschworene Klerikal-Kritiker.

Das sonnig wärmende Vergnügen weicht wieder einer anstrengenden Nebelfahrt über die kurvige Route Nationale 1083 Richtung Lyon. Zahlreiche Warnungen vor Glatteis schärfen die Sinne bei Temperaturen um den Gefrierpunkt. Ein Stein schlägt in die Frontscheibe in meinem Sichtfeld eine häßliche Wunde, die vier Zentimeter lange Strahlen ins Glas schneidet. Die Rücklichter auf der rechten Seite haben ihre Mitarbeit eingestellt. Es liegt aber nicht an den Glühlampen. Die Seitentür im Sprinter lässt sich von innen nicht mehr öffnen. Beim Versuch, den Schaden zu beheben, klemmt die Verriegelung so, dass sich die Tür nun nicht mehr schließen lässt. Adolf muss die Schiebetür mit einem Spanngurt an der B-Säule der Beifahrertür soweit anziehen, wie dies bei der verklemmter Verriegelung möglich ist. Die Schiebetür bleibt einen Spalt weit offen. Eine Decke über der Tür dichtet notdürftige gegen die Kälte und den Fahrtwind.



Unser zweiter Nachtplatz am Vogelpark bei Villars-les-Domes. Adolf vertieft im Gespräch mit einem Spanienfahrer im alten Mercedes-Hymer. Der Mann hat auch Pech mit seinem Fahrzeug. Das Öl der Servopumpe ist ausgelaufen und damit die Servolenkung. Folglich ist der 5-Tonner nur sehr schwer zu lenken.

Adolf kann seinen Sprinter mit einer starken Dieselstandheizung in etwa einer Viertelstunde aufheizen. Bei meinem Fahrzeug heizt der Gasbrenner, durch das Thermostat geregelt, auf etwa 12 Grad in der Nacht. Am Schreibtisch braucht mein Körper viel mehr Wärme als im Bett unter den beiden dicken Decken. Bis Spanien sollte die 11-Kilo-Flasche Gas aus Freiburg reichen. Dann beginnt das Problem mit dem spanisch-portugiesischen Gassystem, welches nicht mit meinen mitgeführten Adaptern zu beheben ist. Ohne Gas keine Heizung, kein Kühlschrank-Betrieb im Stand, kein warmes Essen und kein heißer Kaffee ohne den zweiflammigen Gaskocher. Doch bis Biaritz sind es noch etwa 800 Kilometer, selbst wenn hier am Vogelpark schon Störche in ihren Nestern den Winter überstehen.

Die ersten Störche halten am Vogelpark vor Lyon noch die Stellung im Winter - uns zieht es in sonnigere Gefilde.

Unsere Stimmung leidet unter den Schäden an unseren Autos. Wir entscheiden uns, unsere Fahrt nach nur 30 Kilometern in Lyon zu unterbrechen. Die Fahrt zum Campingplatz nach 69570 Dardilly, Porte de Lyon, erweist sich als Irrfahrt. Eine falsche Navi-Eingabe führt uns mitten durch Lyon. Nur gut, dass Sonntag ist! Der Riss in der Scheibe hat sich in der Nacht auf 20 Zentimeter ausgewachsen.


Vom rechten Verkehrschild führt über die grüne Ampel ein etwa 20 Zentimeter langer Riß quer über die Scheibe. Freunde aus der Allrad-LKW-Gemeinschaft geben einen kompetenten und humoristischen Rat:

Hallo,

ja es handelt sich um VSG (verbundscheibenglas) und das splittert nicht mehr. D.h. damit kannst du noch beliebig fahren bis es dir oder der Rennleitung stört.

Immer nur kurz vorm TüV wechseln!

Grüsse

Stefan
Mit solch erheiterndem guten Ratschlag entspannt mein überdrehtes Körper-Geist-Gefühl-System. Die Feier über die gute Nachricht mit einer halben Weinflasche hinterlässt Kopfweh. Das Alter macht uns zu schaffen. Mein Reisebegleiter Adolf spürt ebenfalls seine 73 Jahre. Man wähnt sich zwar jünger, doch der Körper vergisst nicht, was er schon alles hinter sich hat.

Die Reperatur der Schiebetür des Sprinters

Die freundliche Dame vom ADAC-Service schickt per SMS am Montag morgen die Adresse einer kleinen Werkstatt, nur vier Kilometer entfernt vom Campingplatz Indigo Lyon International. Die Werkstatt findet den Schaden nach einer Zeit, kassiert 78,32 Euro und verspricht, das passende Ersatzteil zu bestellen. Wir dürfen Dienstag nachmittags, also am andern Tag, wieder kommen zum Einbau des Teils.



Auf dem Hof der Werkstatt versammeln sich die Schätze französischer Autobau-Kunst. Neben einigen Citroen DS, der legendären, luftgefederten Diane, wartet dieses alte Schätzchen auf einen finanzkräftigen und kundigen Restaurator.

Als wir zum verabredeten Termin in der Werkstatt eintreffen, ist das versprochene Ersatzteil noch nicht eingetroffen. Man vertröstet uns auf eine weitere Stunde. Als wir dann wiederum eintrudeln, teilt uns der Mechaniker mit: "Die haben das falsche Teil geliefert. Es gibt so viele verschiedene Modelle, sie müssen verstehen...." Wir verstehen leider nicht, wollen das Geld zurück und das Teil selber besorgen und einbauen. Die Sekretärin druckt eine neue Rechnung aus über 53,82 Euro, gibt uns 50 Euro zurück, verlangt dann 3,82 Euro als Ausgleich. Wir zahlen und gehen. Immerhin hat die Werkstatt den Fehler gefunden. So rätselhaft, wie uns diese Abrechnung war, so rätselhaft war die missglückte Ersatzteilbeschaffung.


Klerikale Pracht und Herrlichkeit bei abendlicher Stimmung: Basilique Notre-Dame de Fourvière





Am Fuße des Hügels liegt in nächster Nachbarschaft dies klerikale Kunstwerk: Cathédrale St-Jean


Die Basilique Notre-Dame de Fourvière mit allem Pomp und aller Pracht erinnert mich irgendwie an die Gebäude auf dem Münchener Oktoberfest, nur das Material ist dauerhafter - eben Marmor, Stein und Eisen zu Ehren der klerikalen Komiker.


Jesus!


Anbetracht der geistlichen Gigantomanie ist es an der Zeit, selber klerikale Kampfschriften zu verfassen. Meine erste Eingebung hat die Existenz mir als "Sure vom Schweinesystem" diktiert.

Dass sich eine Masse der Menschen der Omerta der Ehrenwerten Gesellschaft zu ihrem eigenen Nutzen und Schutze gern und freiwillig und begeistert unterwirft,versteht sich von selbst. Ob unter A.H., unter Berlusconi, ob unter Bhagwan, Jesus oder Wem-Sonst, ein jeder zieht seinen Profit aus den täglichen, kleinen und großen Schweinereien im Schweine-System. Wer so zum Mittäter, Mit-Verschwörer wird, grinst den kriminellen Kumpanen wissend an, verachtet und verfolgt den "Verräter" an den Schweinereien der Omerta. Symptome des Schweinesystems.

Die Omerta im Schweinesystem bricht nur und einzig eine Avantgarde, welche mehr Mut hat, auf die Vorteile der Schweinereien zu verzichten. Eine Avantgarde, welche sich dem Gewinn-, Genuss- und Gewalt-Streben der Schönredner, der Profiteure der Priesterschaft NICHT anschliessen, sondern offen gegen diese Volks-Verblöder und Volks-Aussauger angehen, anschreiben, anschreien - juristisch, in Poesie, Prosa, in Bild-, Ton-, Film- und Medialer Kunst - oft sogar unter Gefahr für Leib und Leben. Verbannt, in Gulags verschleppt, verfolgt, gefoltert, getötet. Dass sich gerade gern die Eliten im Schweinesystem verdingen, Tonkünstler, Schauspieler, Ärzte und furchtbare Juristen, Kaufleute und Politiker wie Priester ohnehin, lässt den Mob als willige Vollstrecker mitmarschieren. Bis alles in Scherben liegt. Mein Verständnis von herausragenden Weltenlehrern wie von Bhagwan, Jesus oder Gurdjieff ist NICHT das eines Sinnstifters für NEO-RELIGIOTISCHE Geschäftemacher, obgleich jeder dieser Eso-Mobber sich gerade auf die beruft, in dessen Auftrag und Sinn er meint bekehren zu müssen. Mich nicht mehr! Ein Meister wie Bhagwan hat diese Eso-Priester jeglicher Richtung zeitlebens unterstützt, gefördert und gepriesen, solange diese werbewirksam ihm neue Kunden keilten.
Für mich haben BHAGWAN aber dann eher die begriffen, welche sich aus dem Ringelpietz-Kreis-mit-Anfassen früher oder später und meist unter grossen Leiden und Anstrengungen lösen konnten.

Die andern bleiben und blieben weiter "Schüler". Nützlich, gleich Kieseln im Gleisbett oder als Kieselstein-Filter in Kläranlagen, nützliche Idioten, die JA-UND-AMEN-SAGER.

Kinder, die vor der Bühne des Kasperle-Theaters bezaubert starren, staunen und emotional ergriffen erregt mitgehen, können und wollen den Puppenspieler ihrer Gefühle, Gedanken und ihrer Gebete doch nicht sehen, geschweige verstehen. Meister wie Bhagwan waren Puppenspieler auf dieser Bühne. Vor dieser Bühne schwafeln die Kinder und harren auf den Gong, dass der Vorhang aufgeht. Dann zaubert das Video, der Priester in seiner Bütt, auf der Leinwand "sweet, sweet memories" in die Kinderaugen, die glasigen Blickes Tränen der Sehnsucht und Ehrfucht ins Tüchlein tropfen lassen.

Wer da stört, ist der ALL-BÖSE-FEIND. "SATANAS WEICHE!", brüllt der Oberpriester und schmeisst den "STÖREN-FRIED" raus.



Überwältigt angesichts des Klerikal-Klamauks in Marmor und Stein sind meine geistlichen Gedanken einfach nicht mehr zu unterbinden.  



Doch von einem Standbild als Säulenheiliger für meine Arbeit an unserer kurz-geschorenen Vernunft ist bitte abzusehen. Danke.


Nach meinem - hoffentlich - kurzweiligen Klerikal-Klamauk als beseligter Komiker widmen wir uns wieder irdischen Genüssen zu: Hier verkauft ein Händler in der Altstadt von Lyon "Kamelle", wie die Rheinländer witzeln.



Dieser Zuckerbäcker lässt die gepflegte Kundschaft die Köstlichkeiten nach Wahl mit bereitliegenden Handschuhen einsammeln. Als ärmliche Rentner hätte deren Genuss vermutlich unsere Reisekasse gesprengt - leider.



Da die Geschäfte schon geschlossen waren, ließ sich nicht herausfinden, ob dieser Schuhladen sich zu Ehren des Meisters Bhagwan, des späteren Oshos, getauft hatte.




Dass diese barbusige Dame die wilden Rösser mit zarter Hand zähmt, ist offensichtlich. Sie reitet auf dem Brunnen vor dem Rathausplatz in Lyon.


Der Rückkehr zur Metro und zum Bus zeigt die Basilika Notre-Dame im güldenen Glanz.


Nachdem mir die Kultstätte erhebende Eingebungen vermittelt hatte, danken wir anderntags den dort wirkenden Kraftfeldern.


Auch wenn dem praktizierenden Popen Lust und Leid einer Beziehung zum Weib offiziell verboten sind, so regiert über der Kuppel seiner Kathedrale die Dame in güldenem Glanze.


Geistlicher Glanz wirkt wie weltliches Wohlbehagen gleich Wasser in kommunizierenden Röhren. Statt Wasser schwappt Geld in den Röhren der Macht.


Der Rathausplatz, das Rathaus und die Rossebändigerin



Wer wollte da nicht aufsteigen - auf Ross und Weib?


Wenn sich Augen und Gemüt wie beim Rathaus in München an das machtvoll eindrucksvolle Bauwerk gewöhnt haben, verliert es seinen Zauber. Die Reise zum Rathaus in Lyon bezaubert aufs Neue.



Die Halle mit dem Runddach ist zu kurz, um Luftschiffe darin zu bauen. Doch als Theater ist der Bau groß genug.


Wer in dem Prachtbau arbeitet, leistet sich leicht die teuren Restaurants in Lyon.


Adolf chauffiert seinen Sprinter zum dritten und letzten Mal vergeblich in die Werkstatt, um seine Seitenschiebetür reparieren zu lassen.


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