20 September 2013

Badekur Ungarn

Zum Ausgang der Reisesaison steht nun noch Ungarn auf unserem Programm. Es ist wunderbar, mit der Frau zu reisen: Chauffeur, Köchin, Ratgeberin, Unterhalterin, Wisch- und Waschbär - alles dabei. Vor allem: viel, viel Liebe.





Nachdem noch in München letzte Dinge vor der Abreise zu erledigen waren, ist Bad Reichenhall bequem in zwei, drei Fahrstunden zu erreichen. Der Stellplatz ist ausverkauft. Wir quetschen uns noch gerade zwischen zwei opulente Dickschiffe der sechstelligen Euro-Kaufsumme.
 
 
 
Zwischen diesen Dickschiffen mit mindestens 7,5 Tonnen oberhalb der 100.000 Euroklasse verschwindet unser VW-Crafter. Doch mit dem Fahrzeug haben wir vermutlich die maximal erreichbare Größe unserer jubelnden Renterjahre erreicht. Was heißt unserer? Meine Die Rentenbescheide meiner liebsten Mima-Frau sind auf das Jahr 2025 datiert. Das sind noch 12 Jahre! Unvorstellbar für mein Alter von 65 Jahren! Erstmal heisst es, jeden Tag gesund zu bleiben. Nichts hilft mehr als warmes Wasser. Also ab in die Therme. Selbst bei dem reduzierten Abendtarif verlangt das luxuriöse Spaßbad schon 14 Euro Eintritt pro Person. Anderntags sind die Berggipfel mit Schnee gepudert. Doch wir hatten eine warme Nacht nach dem teuren Thermalsolebad in Bad Reichenhal.
 


 
Mima will nicht hetzten, sondern gemütlich reisen. Sie will wandern, radfahren und viel, viel Ruhe. Also machen wir nach Bad Reichenhall erstmal eine beschauliche Mittagspause am Mondsee.
 
 
 
In das "Alpenseebad Mondsee" kann man von einem Drei- oder Fünf-Meter-Turm springen, man kann über Leitern ins Wasser gelangen oder auf eine lange Rutsche rein plantschen. Bei diesem regnerischeren Septembertag denkt keiner mehr daran, im Mondsee zu baden.

 
 
Wir warten wie die Birnen an der Hauswand sehnsüchtig auf Sonne. Wenn es für einen Moment wenigstens ohne Regen bleibt, sind wir schon froh.
 

 
 
Die Blumen haben die Sommersonne eingefangen und strahlen ihre Pracht in blühenden Farben zurück.
 

 
Der Ort Mondsee am gleichnamigen See ist vergleichsweise klein. Von der Bergkappelle aus überblicken wir das ausladene Kirchenschiff und bestaunen die gewaltige Dachkonstruktion. Bei dem Gedanken allerdings, wieviele Jahrzehnte, wenn nicht Jahrhunderte diese sakralen Bauwerke genutzt werden, sind die Kosten für Bau und Erhalt vielleicht garnicht einmal zu hoch.
 

 
 
Blick auf den Altar in der Kirche von Mondsee
 


 
Blick in die Kirche von Mondsee von der Altartreppe aus
 
 
 
Die Frau, das Kind und der Totenschädel - drei Phasen des Seins: Die Gebärende, das Heranwachsende und das Vergangene.

 
Nach geruhsamer Reise von Bad Reichenhall, der ausgiebigen Mittagspause am Mondsee erreichen wir am Nachmittag Melk. Dort wählen wir den Campingplatz Schönbühel. Das Gastgebäude des Platzes stand im Juli noch unter Wasser. Mittlerweile scheinen alle Schäden spurlos beseitigt.
 
 
 
Die Hochwassermarken am Fährhaus "Jensch" in Melk erscheinen mir wie das Menetekel an der Wand. Jahrhunderthoch-Wasser im Abstand weniger Jahre: 2.8.1991, 12.9.1954, 4.6.2013, 14.8. 2002 .... Erst dann liegen die Intervalle länger auseinander: 1862, 1899 und 1501.
 
 
 
Die gewaltige Klosterkirche und -anlage in Melk. Jahrhunderte von Arbeit, Organisation, Planung und Verwaltung zeugen von diesem Bauwerk. Kunst und Kultur im Namen und Auftrag des religiösen Überbaus, gefördert und gefordert von den Eliten im Auftrag und in Zusammenarbeit mit weltlichen Eliten, Herrschern und auch: Nutznießern.
 
 
 
 
Es sind etwa 160 Kilometer von Melk bis nach Sopron in Ungarn. Wir verkürzen die Strecke um etwa 20 Kilometer, da wir von der Autobahn abfahren und durch den malerischen Wiener Wald kurven. Den Campingplatz bei Sopron in Balf haben wir mit den Koordinaten meines spanischen Campingplatz-Führers gefunden. Doch wir haben noch einen guten Nachmittag Zeit nach der Mittagsruhe, um Sopron zu besichtigen.
 

 
Kirchplatz in Sopron: Da die Sonne fehlt, fehlen Farben. Dennoch beeindruckt uns die Architektur. Wir besichtigen das Gebäude, wobei wir mit einem Holzkant verschiedene Türen wie zur Krypta und in museale Gemächer öffnen.

 
 
Sopron scheint wirklich noch ein Städtchen wie aus Mittelalter zu sein. Doch Halt: Im Hintergrund links steht ja ein Auto.
 
 
 
Doch die zeitlose Szene hat im Mittelalter auch nicht anders ausgesehen.
 

 
 
Wie klagend umzingeln die Mauern den Hinterhof der Synagoge in Sopron.
 


Die Säule am Brunnen verdient nähere Betrachtung.



Mit welcher Genauigkeit die Steinmetz-Meister die Gesichtsausdrücke ihrer Figuren gemeißelt haben, ist bewundernswert: Große Klasse.


 
Größter Sohn der Stadt Sopron, einer der ersten Pop-Stars des Kultur- und Medienbetriebs: Franz Liszt.


 
Noch ein letzter Blick auf einen Prachtbau in Sopron. Dann geht es wieder zum Campingplatz in Balf, dessen heilende Wässer wir morgens ab 7.00 Uhr genießen können. Doch am Abend gönnen wir uns ein für unsere Verhältnisse vergleichsweise opulentes Mahl im Wirtshaus. Mit Getränken und einem Salat erscheint uns die Rechnung von 10 Euro recht günstig.
 
 

Neusiedler See: Der Platz ladet zum Bleiben. Doch wir wollen noch ein nächstes Thermalbad anfahren. Die Radtour am Neusiedler See bietet zauberhafte Ausblicke über eine wunderbare Seenlandschaft.

 

Ungarische Herrlichkeit an einem stillen Mondsee-Örtchen. Der Trabant, die Kirche, der Wasserabfluß - all das ist stimmig.


Neugierig schaut die kleine Katze vom warmen Mauervorsprung auf uns Wanderer.

 
Zur Öffnung des Eisernen Vorhang 1989 erinnert in Ungarn am Neusiedler See  ein Denkmal.


Fährschiffe kreuzen den Neusiedler See, um den Radwanderern den langen Weg um den See bei Bedarf zu verkürzen.
 

Der Autor grüßt seine Leser. Im Hintergrund lassen es sich ein paar wollige Schweine gut gehen.


Drei Schweine in ihrer Suhle zeigen uns Menschen, wie man wunschlos glücklich sein kann.





Freundschaftlich begegnen sich Mima-Mensch und Schweinderl-Tier.


Mit diesem sonnigen Ausblick verabschieden wir uns vom Neusiedler See. Die kurze Strecke zum Thermalbad Bük schaffen wir am Nachmittag in weniger als einer Stunde über verträumte Dorf- und Landstraßen.

Ein Radausflug in die Puzta geht über noch beschaulichere Wege, die uns nicht einmal das Navi zeigt.



Geschickt lenkt der Fuhrmann sein Gespann in eine schmale Seitenstraße.


 
Das muss man auch erstmal wissen, was das Schild dem Wanderer verrät: "Wegen instensive Jagd von 16 Uhr bis 9 Uhr im Wald gehen ist riskant. Bitte nicht machen!"
 


Eines von sehr, sehr vielen Heilwasserbecken im Thermalbad Bük. Es gibt zwar noch keine Bar für die Badenden, doch immerhin lässt sich die Zeit mit Schachspiel spannend gestalten.
 

Bei Regen und Schnee schützt das ausladende Dach die Gäste in der bis zu 36 Grad warmen Heilwasserbrühe.

 
Vor 20, 25 Jahren fielen dem Reisenden nach Ungarn zahllose Bars auf, in denen allerlei Damen ihre Reize freigebig zeigten, wahrscheinlich auch feilboten. Heute sind mehr Zahnarzt-Praxen ausgeschildert, welche vermutlich Zähne sehr viel preiswerter ersetzen als in Deutschland
 
 
 
 
 

Keine Kommentare: